Finanzierung von E-Autos: Wie Banken und Sparkassen davon profitieren können

Banken und Sparkassen haben eine Schlüsselrolle bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit. Ulrich Hoyer, Partner bei zeb, und Dr. Maciej Meder, Executive Manager bei zeb, erläutern im Interview, weshalb ESG-Finanzierungen schon bald eine Ertragssäule von Banken sein können.

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Haben Kunden überhaupt ein Interesse an nachhaltigen Finanzierungen?

Ulrich Hoyer: Das wollten wir auch wissen und haben dazu eine Studie erstellt, in der mehr als 1.000 Verbraucherkunden von Banken in ganz Deutschland zu ESG-Finanzierungen inklusive Leasing befragt wurden. Das Ergebnis ist eindeutig: 54 Prozent der Befragten sind interessiert an nachhaltigen Finanzierungen, vor allem im Bereich der E-Mobilität – konkret also zum Beispiel an einem Kredit für den Kauf eines „Stromers“.

Dr. Maciej Meder: Das Interesse betrifft insbesondere jüngere Kohorten sowie Verbraucher mit hohem Einkommen – also zwei für Banken besonders attraktive Zielgruppen. Von den 18- bis 50-Jährigen sind 63 Prozent offen für nachhaltige Finanzierungsangebote. Und bei den Verbrauchern mit einem monatlichen Netto-Haushaltseinkommen von 4.000 Euro und mehr beträgt der Anteil 64 Prozent.

 

Das größte Finanzierungsinteresse besteht im Bereich E-Mobilität. Aber mündet diese Bereitschaft auch in einer Beratung bei der Hausbank?

Ulrich Hoyer: Zunächst einmal haben 28 Prozent der Befragten vor, sich in den kommenden 24 Monaten zu Finanzierung oder Leasing von Elektrofahrzeugen beraten zu lassen. Gewiss bieten auch Online-Plattformen wie mobile.de, Check24 oder Heycar Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten für E-Autos an; auch Websites und Filialen von Autohändlern wären hier zu nennen. Aber die erste Adresse für Verbraucher ist die eigene Hausbank. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten – genau: 54 Prozentschenken zuerst ihrer Hausbank ihr Vertrauen, was uns überrascht hat. Auch in puncto Online-Beratung liegen traditionelle Kreditinstitute vorn: 52 Prozent der potenziellen E-Auto-Käufer bevorzugen diesen Vertriebsweg, gegenüber 49 Prozent bei Online-Plattformen und 42 Prozent bei Internetseiten von Autohändlern. Im Bereich E-Mobilität offenbart unsere Studie also ein bedeutendes Geschäftspotenzial für Banken.

Dr. Maciej Meder: Nicht nur bei Elektrofahrzeugen, auch in anderen Bereichen gibt es Chancen. Weitere Produkte mit nachhaltigem Finanzierungsbedarf, über die sich Verbraucher in Zukunft informieren wollen, sind Kredite für Heizungs- und Solaranlagen und die Finanzierung von energetischen Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden. Jeder fünfte beziehungsweise vierte Verbraucher hegt diesen Wunsch. In diesem Zusammenhang wichtig ist auch die Aufklärung über die öffentlichen Förderprogramme, welche die KfW und die BAFA bereitstellen. Hieran hat ebenfalls ein Fünftel der Deutschen ein Interesse. Zu einer optimalen Finanzierung gehört immer öfter auch die Berechnung der CO2-Emissionen der jeweiligen Anschaffungen. Auch das bieten viele Banken mittlerweile an. Und nicht zuletzt können deren Berater über die notwendigen Versicherungen für nachhaltige Anlagen wie zum Beispiel Sonnenkollektoren informieren. Das ist ganzheitliche ESG-Beratung aus einer Hand – und zwar der Hausbank.

 

Haben Sie konkret ermittelt, wie groß das Geschäftspotenzial für Banken und Sparkassen ist?

Dr. Maciej Meder: Auf der Grundlage der Studienergebnisse und unserer Marktmodelle konnten wir das Geschäftspotenzial abschätzen. Demnach wächst das Finanzierungsvolumen, das die Banken allein durch die Verbraucherfinanzierung von Elektrofahrzeugen erzielen können, stetig und kann bis zum Jahr 2030 rund 53 Milliarden Euro erreichen. Im Jahr 2022 lag dieser Wert bei lediglich 4,6 Milliarden Euro. Auf Basis dieses rasch ansteigenden Marktvolumens prognostizieren wir Erträge allein aus privaten E-Auto-Finanzierungen in Höhe von 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2030 – inklusive der Erträge aus Leasing.

Ulrich Hoyer: Um dieses Potenzial zu heben, müssen Banken die notwendigen Fähigkeiten und neue Produkte entwickeln sowie relevanter Teil der Customer Journey werden. Dann können sie Kunden gezielt ansprechen und an sich binden. Nachhaltige Finanzierungsberatung muss als Gesamtpaket verstanden werden. Das Interesse der Verbraucher an umwelt- und klimafreundlicheren Produkten jedenfalls ist da. Durch das Ausreichen von Kredit-, Darlehens- und Leasingverträgen eben für diese Anschaffungen tragen Banken maßgeblich zur Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit bei. Kurz: ESG-Finanzierungen sind ein Wachstumsmarkt, den es zu erschließen gilt.

Sprechen Sie uns bei Rückfragen zu dieser Studie gerne persönlich an.